38. Bildungsforum

"ZUKUNFTSMACHER - AUSBILDER ALS PIONIERE EINER NEUEN ÄRA"

38. Bildungsforum in Neuwied

Es ist ein Graus. Soooooo viel zu tun. Und keine Leute. Der Umgang mit dem Fachkräftemangel war Thema Nummer Eins auf dem 39. Bildungsforum von LZ direkt in der Neuwieder Food-Akademie. Schlaue und mutige LEH-Köpfe tauschten sich konstruktiv und ideenreich dazu aus. Die Strategie von Rewe-Kaufmann Michael Glück blieb besonders im Gedächtnis. 

 

LZdirekt Bildungsforum 2023

 

Michael Glück ist ein Kaufmanns-UrgesteinHochmotiviert und völlig ahnungslos startet er laut eigenen Angaben 1984 seinen 1.500 Quadratmeter großen Supermarkt in Rengsdorf.
Über die Jahre gewinnt er viele Preise, etwa für die Weinabteilung. Gemeinsam mit seinem Sohn und Nachfolger Lukas (Jahrgang 1998) dreht er an vielen Stellschrauben, um seinen Markt noch erfolgreicher zu machen. Auch bei der Mitarbeitergewinnung geht er ungewöhnliche Wege:  Mit lustigen Anzeigen, die sehr viel Aufmerksamkeit erregen, hat Michael Glück in einem kreativen Brainstorming mit seinem Sohn Lukas erarbeitet. Im Januar 2024 gibt er sein Zepter an ihn ab.
Viele Jahre lang hat er ihm vorgelebt, wie man Mitarbeitern im Supermarkt ein gutes Gefühl gibt und sie langfristig halten kann. Denn mehr als die Hälfte (57 Prozent) kündigen seiner Erfahrung nach wegen der Art und Weise, wie der Inhaber/Marktleiter/Abteilungsleiter die Mitarbeiter führt. Deshalb führt er zwei Mal im Jahr ein Gespräch mit jedem und fragt: 


1. Führe ich gerecht und fair? 
2. Behandle ich alle als Menschen? 
3. Führe ich mit Humor?

Führungsstil, Ansprache, Marktkultur, Mitarbeiterbedürfnisse, Beziehungen waren die wichtigsten Schlagworte auf dem Bildungsforum. Hier kommen die 7 wichtigsten Dinge, die die Teilnehmer besonders prägnant fanden:

1. Schnell reagieren: Wenn sich ein Bewerber bei mir meldet, lade ich ihn spätestens am nächsten Tag zum Gespräch ein.

2. Azubis werben Azubis: Warum nicht das Vorstellungsgespräch und sogar die Auswahl des Azubis den jungen Menschen überlassen? Sie sprechen die gleiche Sprache und wirken auf junge Interessierte anziehend wie ein Magnet. 

3. Der erste Arbeitstag zählt: Nichts bleibt so sehr im Gedächtnis hängen wie der erste Tag im neuen Job. An diesem Tag sollte der Azubi mit positiven Gefühlen nach Hause gehen. Denn das ebnet den Weg für eine langjährige, gute Beziehung zum Chef und zum Team.

4. Briefe an neue Mitarbeiter rausschicken: Mit wichtigen Infos zum ersten Tag. So bekommen Mitarbeiter schon vor dem Start im Markt das Gefühl: "Ich bin denen wichtig."

5. Mitarbeitern Aufmerksamkeit schenken: Motivationskiller und Kündigungsgrund Nummer Eins ist, wenn Mitarbeiter das Gefühl haben "Mein Chef nimmt mich nicht wahr" oder "Mein Chef hat kein Interesse an mir als Mensch". Deshalb: Zeigen Sie Ihren Mitarbeitern, dass sie Ihnen wichtig sind, auch mit kleinen Aufmerksamkeiten wie Dankeszetteln, Geburtstagsbriefen, Gratulationen zur bestandenen Führerscheinprüfung, Willkommen-zurück-Zetteln nach dem Urlaub, etc.

6. Ein fehlerfreundliches Lernklima schaffen: In einem "Klima der Angst" fühlt sich keiner wohl und lernt auch nicht gut. Azubis dürfen Fehler machen. Ausbilder können Sie ohne Aggression darauf hinweisen, was sie in Zukunft besser machen können.

7. Eine gute Beziehung zu meinem Team ist das A und O für meinen Erfolg: Bauen Sie eine gute Beziehung zu Ihren Mitarbeitern auf. Stellen Sie Fragen wie: Wie kommen Sie voran? Was ist im Weg? Was kann ich aktiv tun, damit Ihre Arbeit leichter wird? Zahlen Sie auf das Beziehungskonto mit Mitarbeitern ein. Mit einem freundlichen Gesicht, einer freundlichen Stimme, nicht angekündigten Belohnungen, unerwarteten, positiven Überraschungen. Sorgen Sie dafür, dass die Arbeit möglichst für alle anspruchsvoll bleibt, indem Mitarbeiter die Tätigkeitsbereiche wechseln. Geben Sie regelmäßig Feedback, ob die Arbeit gut oder schlecht erledigt wird. Machen Sie auch mal als Chef die "schlechte Arbeit". Lassen Sie die Azubis mal eine Woche lang den Betrieb selbst führen. So erfahren sie Respekt, Spaß und Begeisterung, Wertschätzung und Anerkennung.

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